Familie (10.10.2024)


Ohne Familie wäre das Leben ärmer. 

 

Die Herkunft beider Elternteile aus Heimatvertriebenen- und Flüchtlingsfamilien 
hatte stets einen besonders hohen Rang für mich. Verbunden damit war eine relative Abgeschlossenheit nach außen im Kindes- und Jugendlichenalter, natürlich auch in den Schulen. Experimentier- und Risikobereitschaft waren mir so bereits mit in die Wiege gelegt. Hinzu kamen Wissensdurst und ein großes Interesse an Musik und Naturwissenschaften. 

Als eine Großtante verstorben war, und es an das Erbe ging, welches in viele Einzelteile aufzuteilen war, war jedoch die Erbmasse, also das Tafelsilber verschwunden. Man wusste nur noch, dass Goldschmuck dabei gewesen sein musste. 
Diese Vorgänge führten auch dazu, dass ich als kleine Bub schon zu komponieren und arrangieren begann zur Darbietung neuer Stücke bei Tanz- und Unterhaltungsabenden, insbesondere auch innerhalb der großen Verwandtschaft aus fern und nah. 

Ein Lied als Walzer in C-Dur begann dabei mit der gesungenen Aussage: "Der Schmuck ist weg, der Schmuck ist weg, wer hat ihn denn geklaut?" In den Versen wurden in dieser Moritat insbesondere mehrere Onkel und Tanten ironisch beschuldigt ohne zu wissen, ob es sich beim mutmaßlichen Diebesgut um einen lohnenden höheren Wert gehandelt haben könnte. Ein lautes Gelächter war diesem Stück stets zugeordnet. 

Mit der selbst gewählten Familie als Erwachsener kam Jahrzehnte später ein Urlaub in der Bretagne zustande. An der Küste herrschte natürlich auch Ebbe und Flut. Nach einem familiären Sonnenbad auf einer festlandsnahen Insel war der Rückweg plötzlich überflutet. Schwimmen mit dem ganzen Gepäck kam erschwerend hinzu. Leider versagten hier auch die Sprachkenntnisse der Töchter gegenüber den jungen Herren, welche mit einem kleinen Boot zur Hilfe zu uns geeilt waren. Die Rettung gelang, ohne dass es gleich zum Traualtar gekommen war. 

Die dritte Anekdote bezieht sich auf einen Fahrradausflug am Abend, den ich alleine zu einer interessanten Veranstaltung machte. Es war so spannend, dass bei Aufbruch die Dämmerung bereits einsetzte. Der mehrere Kilometer weite Rückweg bergan war mir teilweise im Wald nicht mehr sicher in Erinnerung. So kam ich mit großer Verspätung wieder daheim an. Auch hier fing mich die Familie im Trost, dass ja nichts passiert sei, wieder auf. 

In diesen kleinen Geschichten versteckt sich wie selbstverständlich die große Bedeutung einer funktionierenden Familie. Wir verzichten hier  bewusst auf kulturelle oder religiöse Hintergründe der Vertrauensbasis, ohne die nichts geht. 

In der Tat wäre das Leben ohne soziale Bindungen, wie Familie und Verwandtschaft, einsamer und weniger sinnhaft. 

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